Unser Übersetzungsbüro besteht aus einem sehr multikulturellem Team. Daher tauscht man sich in den Mittagspausen oft Erfahrungen aus, die man als „Ausländer“ am Anfang oder immer noch im Alltag im neuen Land gemacht hat bzw. macht. Es bleibt auch immer wieder faszinierend zu hören, wie andere Menschen dasjenige, das man selbst als „normal“ empfindet, aus einer ganz anderen Perspektive betrachten und erleben. In den nächsten Wochen wird deshalb jeweils ein Mitarbeiter vom Übersetzungsbüro Perfekt über seine oder ihre Erfahrungen bezüglich des Lebens in Deutschland oder den Niederlanden (die beiden Länder, in denen das Übersetzungsbüro Perfekt seine Filialen hat) schreiben.
Heute berichtet Marine Garbarzdebost über ihre Erfahrungen, die sie als Französin in den Niederlanden während ihrer Arbeit beim Übersetzungsbüro Perfekt in der Filiale in Enschede gemacht hat.
Eine häufig gestellte Frage von meinen niederländischen Kollegen ist: „Wie gefällt es dir in den Niederlanden?“, „Was denkst du von Enschede? “, „Was sind die Hauptunterschiede zu Frankreich ?“, „Was vermisst du am meisten von Frankreich?". Und genauso fragen mich meine französischen Freunde und Familie: „Gefällt es dir dort?“, „Wie sind denn die niederländischen Leute?“, „Was gibt es in Enschede, wo liegt es überhaupt?“.
Nun, Enschede zählt ungefähr 150.000 Einwohner und liegt im Osten der Niederlande, direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Die Stadt ist den meisten Franzosen unbekannt, aber kann von Paris aus schon innerhalb von fünf Stunden mit dem Zug erreicht werden. Enschede bietet zahlreiche schöne Geschäfte und da die Stadt so nahe zu Deutschland liegt, ist Enschede auch ein wahres Shoppingzentrum für die Deutschen. Außerdem gibt es in und rundum Enschede viele Restaurants sowie ein paar schöne Kirchen, Schlösser und Naturgebiete, die es sicherlich wert sind, sie zu besuchen. Was mir sofort und vor allem aufgefallen ist: die Fahrräder sind überall! Die ganze Stadt ist um das Fahrrad herum organisiert, und alle – von jung bis alt – benutzen das Fahrrad und fahren damit zur Schule, zur Arbeit usw.. In Paris wäre dies undenkbar. Das Schöne an Enschede ist auch, dass in kultureller Hinsicht sehr viel organisiert wird. Sehr regelmäßig werden zum Beispiel Festivals organisiert, die nicht nur von vielen Niederländern, sondern auch von sehr vielen Deutschen besucht werden. Die Stadt ist auch eine Universitätsstadt und zwar gibt es große technische Universität, an der ebenfalls nicht nur viele Niederländer, sondern wiederum auch viele Deutsche studieren. Enschede ist also wirklich eine Grenzstadt und das harmonische Zusammenleben von Deutschen und Niederländern sorgt für eine sehr schöne Atmosphäre.
Die Beziehung der Niederländer zum Essen ist ganz anders als ich es in Frankreich gewöhnt war. So gibt es in den Niederlanden nur eine halbe Stunde Mittagspause und, während die meisten Franzosen am Tisch alle zusammen sitzen mögen, um ein warmes Gericht zu genießen, scheint es mir, dass das Lieblingsgericht der Niederländer der Sandwich ist und diesen am liebsten im Stehen essen, damit sie noch kurz an die frische Luft gehen können. Sie wissen es aber richtig gut und abwechslungsreich zu bereiten! Zwischendurch werden aber auch kleine Snacks gegessen, wie zum Beispiel „Saucijzenbroodjes“ (mit Fleisch gefüllten Teigtaschen), „Heringe“, „Stroopwafels“ (Sirupwaffeln) und „Eierkoeken“ (Eierkuchen).
Ich finde die Niederländer im Allgemeinen sehr freundlich und sie wirken sehr entspannt. Körperlich sind sie im Vergleich mit den Franzosen größer und schlanker (eine Konsequenz der regelmäßigen Fahrradbenützung vielleicht….). Niederländer sind sehr frankreichfreundlich und sehen Frankreich als Land des Weins, des guten Essens und der Schlösser. Sehr viele niederländische Wörter wurden übrigens aus dem Französischen geliehen : paraplu, vakantie, usw.
In den Niederlanden ist die Hierarchie in den Unternehmen meistens flach. Die Angestellten können ihre Arbeitszeiten außerdem oft selbst organisieren (Arbeitsplan, Arbeit von zuhause oder im Büro, …). Im Kontrast ist die Organisationsstruktur in Frankreich viel hierarchischer. Die Situation in den Niederlanden gefällt mir aber sehr gut.